11/04/2022
Ulrich Janetzki, langjähriger Leiter des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB), hat aufgeschrieben, wie es ihm bei seinem Nikotin-Entzug nach einem langen Raucherleben erging. Fesselnd, erschreckend, aufwühlend erzählt er von den Wechselbädern der Gefühle, durch die ihn der Entzug führte. „Entzug –Ende eines Raucherlebens“ schildert so ehrlich, präzise und menschlich wie kaum ein Buch zuvor, die Hölle, die passiert werden werden muss, wenn eine Sucht abgelegt werden will.
Es ist dabei Janetzki hochliterarische Sprache, die seine Erfahrungen, Dummheiten, Hoffnungen und Realitätsabstürze lebendig werden lässt und so nachempfindbar macht, dass sich ein tiefes Mitgefühl für alle jenen einstellt, die bei einem ähnlichen Versuch scheitern. Zugleich aber ist es ein Buch der Hoffnung und der Ermutigung. Ein zutiefst wahrhaftiges Buch, das nichts ausspart. Nicht die Ungerechtigkeiten und Quälereien, denen sich die Angehörigen des Entziehenden ausgesetzt sehen mögen. Nicht die Verzweiflung des Entziehenden selbst angesichts seiner scheinbaren Schwäche und seines Verlangens, schwach werden zu dürfen. Nicht die vielen kleinen Triumphe auf dem Weg zum Ziel, die fremde Herrin Sucht zu überwinden.